Warme Kante

Warme Kante

Als warme Kante wird bei Mehrscheiben-Isolierglas ein Rand bezeichnet, bei dem der Abstandhalter zwischen den Glasscheiben aus Materialien mit geringer Wärmeleitfähigkeit besteht. Bei Fenstern und Türen wird der Begriff auch übergreifend für eine verbesserte Wärmedämmung im Bereich des Glaseinstandes am Flügelelement verwendet. Bis in die 1990er Jahre wurden bei Isolierglas vorwiegend Abstandhalter aus Aluminium verwendet. Da Aluminium Wärme gut leitet, kühlte sich der Scheibenrand bei niedrigen Außentemperaturen stark ab. Diese Abkühlung am Rand ist bei neueren Abstandhaltern mit geringer Wärmeleitfähigkeit nur gering, man spricht daher von einer warmen Kante. Die Wärmedämmung im Übergangsbereich vom Glas zum Rahmen wird maßgeblich von der Wärmeleitfähigkeit des Isolierglas-Abstandshalters beeinflusst, der die zwei oder drei Einzelscheiben an ihren Außenkanten zur Isolierglaseinheit verbindet. Gemeinsam mit einer umlaufenden Sekundärabdichtung dichtet der Abstandhalter den Scheibenzwischenraum zudem nach außen ab. Zweischeiben-Isolierglas ist meist 24 mm stark (4 + 16 + 4 mm), Dreischeibenglas 32 bis 40 mm. Die Dämmleistung von gängigen Wärmeschutzgläsern mit Zwei-Scheiben-Aufbau wurde durch verbesserte Metallbeschichtungen und die Füllung des Scheibenzwischenraums mit den Edelgasen Argon oder Krypton bis an die physikalisch mögliche Grenze gesteigert. Zu Beginn der 1990er Jahre lag der Wärmedurchgangskoeffizient (Ug-Wert) einer Zweifach-Wärmeschutzverglasung bei circa 3,0 W/(m2 K), heute bei 1,1 W/(m2 K). Mit Dreifach-Wärmeschutzverglasungen sind Ug-Werte bis 0,5 W/ (m2 K) erreichbar. Der Wärmedurchgangskoeffizient gibt die Wärmemenge in Wh an, die in einer Stunde durch einen Quadratmeter eines Bauteils je Grad Temperaturunterschied zwischen der Raum- und Außenluft hindurchgeht. Je kleiner der Wert, desto größer ist die Wärmedämmung. Parallel zur Optimierung der Wärmedämmung der Funktionsgläser wurde die Rahmenkonstruktion verbessert. Je besser aber Glas und Rahmen isolieren, umso deutlicher macht sich der Aluminium-Abstandhalter im Isolierglas-Randverbund als thermische Schwachstelle bemerkbar. Der klassische Abstandhalter wirkt am Verglasungsrand als Wärmebrücke. Sinkt die Temperatur bis unter den Taupunkt, bildet sich Kondensat, das insbesondere bei Holzfenstern und -türen die Rahmenkonstruktion schädigt. Die Kondensatbildung bei 2-Scheiben-Isolierglas wird mit warmer Kante weitgehend vermieden. Bei 3-Scheiben-Isolierglas tritt sie ohnehin kaum auf. Um den Wärmebrücken-Effekt zu verringern, werden etwa seit Mitte der 1990er Jahre Abstandhalter aus Materialien verbaut, deren Wärmeleitfähigkeit deutlich geringer als die von Aluminium ist. Glasintegrierte Elemente wie Sprossen sollten ebenfalls aus Materialien mit niedriger Wärmeleitfähigkeit gefertigt werden. Mittlerweile gibt es eine Reihe unterschiedlicher Abstandhalter-Systeme für die warme Kante. Neben Profilen aus Edelstahl, verschiedenen Kunststoffmischungen und Struktursilikonschaum kommen spritzbare thermoplastische Abstandhalter aus Polyisobutylen zum Einsatz. Auch sind Verbundsysteme aus Biopolymeren aus nachwachsenden Rohstoffen verfügbar. Flexible Schaumprofile werden von der Rolle, thermoplastische Abstandhalter aus dem Fass direkt auf die Scheibe appliziert. Dafür ist spezielle Maschinentechnik erforderlich, die einen hohen Automatisierungsgrad ermöglicht.